Gianmaria Aghem, ein Vor- und Nachname, der für 70 Jahre steht, von denen 23 als Protagonist in der Welt historischer Autos und Gleichmäßigkeitsprüfungen verbracht wurden.
Ein einzigartiger Palmarès, der auch den noch zuletzt fehlenden Prestige-Titel hinzufügen durfte: die Rallye Monte-Carlo Historique.
Es war ein Lancia Fulvia Coupé 1200 aus dem Jahr 1965, der dem Turiner Gianmaria Aghem und der Scuderia Milano Autostoriche den ersten Platz eines legendären Rennens, der Rallye Monte-Carlo Historique, schenkte.
Dreizehn Jahre nach dem letzten Erfolg eines italienischen Autos, ebenfalls ein Lancia Fulvia, gefahren von Sohn Marco und gesteuert von Stefano Delfino, behauptete sich erneut die Vorzeigeautomarke, wenn es um das Made in Italy auf den Straßen der Monegassen geht. Es sind dieselben Kurven, die bereits Sandro Munari am Steuer des Fulvia ausgezeichnet und gleichzeitig den Stratos, 037 und Delta berühmt gemacht haben.
Der Erfolg von Aghem bei der 17. Teilnahme an der historischen Monte-Carlo gleicht einem Crescendo nach einer ganzen Reihe erfolgreicher Resultate, die mit einer rasenden finalen Aufholjagd zu einem 3. Platz der Absolutwertung 2016 und dank einer sehr aufmerksamen Fahrweise, auch hier mit Cumino an der Seite, zu einem 2. Platz im letzten Jahr führte.
Ein Sieg, der 48 Jahre zurückreicht, seit alles für Gianmaria Aghem zwischen 1969 und 1970 begann: „In jener Zeit fing ich an, das Gleichmäßigkeitsfahren zu praktizieren“, erzählt er, „damals gestaltete sich dieser noch anders als heute, denn man fuhr mit modernen Autos und es war sehr anstrengend.
Ich habe über 20 Jahre pausiert, um dann zur Gleichmäßigkeitsprüfung zurückzukehren und mich mit den Freunden von damals zu messen und die Autos zu fahren, mit denen ich begonnen hatte und die nunmehr Oldtimer waren.
Co-Pilotin bei jedem Wettkampf ist heute wie damals meine Gattin Rossella. Bei der Rallye Monte-Carlo Historique saß jedoch Diego Cumino neben mir“.
Wie man den leidenschaftlichen Erzählungen entnehmen kann, ist die Welt des Motorsports für Aghem die Geschichte seines Lebens, ein Szenarium mit mitreißenden Anekdoten und Berichten. Wie beim ersten Autos, der ersten Liebe: „Mein erstes historisches Auto war ein Fiat 850 Coupé: es war noch kein Oldtimer, aber alles, was ich mir erlauben konnte. Es war natürlich auch das Fahrzeug, mit dem ich zur Arbeit fuhr“, erinnert er sich, „das Gleichmäßigkeitsfahren begann ich hingegen mit einem Fulvia HF „Fanalone”, dem Auto, von dem ich bereits als Junge träumte.“
Träume, die vor einem wunderbaren Modell, das sorgsam in der Garage verwahrt und zu Wettkämpfen zur Schau gestellt werden will, nicht Halt gemacht haben. Träume, die weiterreichten und die Aghem von Wettkampf zu Wettkampf über 70 Siege bescherten.
Über 400 Wettkämpfe, stets an der Seite von Rossella, und ein Schaukasten voller Pokalen, Plaketten und Kokarden der Topklasse: bei der Rallye Sanremo Coppa dei Fiori, sechs Mal ein 1. Platz der Absolutwertung, davon vier Mal in Folge; fünf Challange Europeen Regularitè; der 1. Platz bei der 500 Miglia Argentina di Salta im Jahr 2003.
Dies sind einige der bedeutendsten Erfolge des Paares.
Aber auch die Teilnahmen an internationalen Veranstaltungen können sich sehen lassen und sind Gianmaria Aghem noch deutlich im Gedächtnis: „Zum Beispiel die Rallye Peking-Paris ist so ein Meilenstein, die Ikone par excellence für Oldtimer-Langstreckenrennen. 2013 waren wir das einzige italienische Team und konnten ein optimales Ergebnis unter den „Nachkriegsfahrzeugen“ davontragen, indem wir als 8. von 65 Mitstreitern das Rennen abschlossen“. Und er fügt noch hinzu: „Ein weiterer Wettkampf, der uns besonders am Herzen liegt, ist der Classic Safari Challange, da wir seit jeher Afrika lieben: Südafrika, Namibia, Botswana, Simbabwe sind fantastische Regionen für Touren. Was für ein Schauspiel“!
Aber der spannendste Wettkampf, an dem er teilgenommen hat, ist nach seinem eigenen Bekenntnis ein anderer. Es ist das zuletzt erreichte Ziel, vielleicht das am meisten herbeigesehnte: „Jeder Wettkampf hat seine eigene Faszination, die ihn einzigartig macht, auch wenn ich eingestehen muss, dass die zahlreichen Ausgaben des Monte-Carlo Historique mir stets starke Emotionen geschenkt haben, wenn auch nicht immer nur positive“. Bis zum letzten Februar. Bis zum x-ten realisierten Traum.
Und genau das Wort Traum kommt immer wieder während unserem Gespräch mit Aghem vor. Ohne banal zu klingen, hat es ganz im Gegenteil einen starken inspirierenden Charakter. Vor allem dann, wenn er vom Standpunkt seiner 70 Jahre und 70 erkämpften Trophäen aus seine Glückwünsche an die neue Rennfahrer-Generation richtet, für die er ein echtes Vorbild ist und denen er sich seit einer ganzen Weile als Lehrmeister dieser Disziplin widmet: „Kauft das Fahrzeug eurer Träume und geht dabei keine Kompromisse ein, lieber wartet ihr.
Wenn ihr es gefunden habt, und wenn es das richtige ist, werdet ihr die Glocken läuten hören und nicht mit leeren Händen nach Hause zurückkehren können.
Versucht im Wettkampf vor allem Spaß zu haben und findet den wahren Gegner, den es zu besiegen gilt, in euch selbst. Erster zu sein ist nicht das Wichtigste, was zählt, ist zu wissen, alles gegeben zu haben“.
Weisheitspillen eines echten Champions, eines erfahrenen Mannes, der in seiner Karriere immer ganz oben stand. Und Gianmaria ist sich dessen bewusst: „Ich habe mich immer dank meiner liebevollen Familie, meinen Freunden um mich herum, den verschiedenen beruflichen Erfahrungen und diverser Hobbys, denen ich mit einigem Erfolg nachgegangen bin, als eine sehr glückliche Person geschätzt“. Und er erinnert an die erste Leidenschaft, in der er sich auszeichnete, bevor er sich dem Gleichmäßigkeitsfahren widmete. „Zwanzig Jahre lang habe ich den funkgesteuerten Modellflug praktiziert. Ich wurde drei Mal italienischer Meister im Elektroflug und konnte 16 Weltrekorde aufstellen, die vom internationalen Luftsportverband Fédération Aéronautique Internationale ordnungsgemäß abgenommen wurden“.
Spitzenreiter zu sein, ist scheinbar eine Frage der DNA.
Aber ein echtes „Talent“ ist derjenige, der sein Können an seine Nachfolger weitergibt und Ansporn für Verbesserungen ist. Und Gianmaria Aghem entzieht sich dieser Aufgabe sicher nicht, weder verschont er sich. Also möchte er, bevor wir uns verabschieden, all denen, die ihm eines noch weit entfernten Tages nachfolgen werden, noch einen Gedanken mit auf den Weg geben: „Ein letzter Ratschlag: folgt euer Leidenschaft, verdünnt sie im Laufe der Zeit und vermeidet Strohfeuer.
Nährt sie und wählt dazu sorgfältig die besten Veranstaltungen und die fähigsten Organisatoren aus.
Ich wünsche euch, dass ihr Besitzer eures Traumautos werdet, und dann bei jeder Ausfahrt dieselben Emotionen wie bei der ersten Testfahrt empfindet“.
Denn eins ist klar: ein halbes Jahrhundert voller Erfolge kann man nur erreichen und pflegen, wenn die Flamme im eigenen Inneren Tag für Tag von jener Begeisterung lebt, die niemals erlischt. Wie ganz am Anfang.