Anlässlich des 50. Jubiläums des Alfa Romeo 33 Stradale haben wir Giovanna Scaglione, die Tochter von Franco, dem Designer, der das für viele „schönste Auto aller Zeiten” entwarf, interviewt.
Einen Sportwagen zu entwerfen, ist kein leichtes Unternehmen, denn es müssen zahlreiche fundamentale Regeln beachtet werden: Platzbedarf, Gewicht, Aerodynamik und erst ganz zum Schluss, dieÄsthetik. Ist das Ausgangsfahrzeug ein Rennwagen, der straßentauglich werden soll, ist die Aufgabe noch komplizierter, denn viele Entscheidungen wurden bereits im Vorfeld nur nach dem Kriterium der Effizienz getroffen.
Was Franco Scaglione da gelungen ist, als man ihn mit dem Entwurf des Alfa Romeo 33 Stradale beauftragte, glich einem Wunder: meisterhaft verwandelte er technische Restriktionen in fantastische, stilistische Aspekte, indem er unschöne Formen, die ihm das strenge Diktat der aerodynamischen Prinzipien auferlegte, überwand.
„Die Aerodynamik war immer seine Inspiration, aber er verknüpfte diese stets mit Eleganz“, erzählt uns Tochter Giovanna. „Er vereinbarte seine technische Ausbildung als Flugzeugingenieur mit seinem angeborenen Sinn für Ästhetik. Er war ein echter Designer“.
Heraus kam ein Beispiel an aerodynamischer Superlative und ansprechender Zweckmäßigkeit: in der Tat lag die Fahrzeughöhe unter einem Meter. Und da herkömmliche Türen das Ein- und Aussteigen äußerst unbequem gemacht hätten, entwarf Scaglione also solche, die sich bis zur Mitte des Dachs hebten und sich diagonal nach vorne öffneten. So konnte man praktisch stehend in die Fahrerkabine „hinabsteigen“.
Zu jener Zeit ein aus aerodynamischer Sicht so hochmodernes Fahrzeug zu entwerfen, war beileibe keine einfache Aufgabe. Denn Scaglione besaß keineswegs die Instrumente, die heutigen Konstrukteuren zur Verfügung stehen. In jener Epoche konnte er weder auf die Unterstützung von Rechnern noch auf Tests im Windkanal zählen, die damals nur zu militärischen Zwecken genutzt wurden. Der Florentiner Designer nutzte ein ziemlich realistisches System, indem er Wollfäden an das Fahrzeug band, um diese in Bewegung zu fotografieren. Dadurch konnte er die Luftströme durch die Analyse der Fotos studieren.
Trotz aller Schwierigkeiten entsprang seiner Feder der Alfa Romeo 33 Stradale. Ein in seiner Art einzigartiges Auto, an dem außerdem die ergreifendste Erinnerung von Giovanna hängt: „Jedes von ihm entworfenen Fahrzeug war wie ein Bruder für mich. Aber den 33 auszuprobieren war mein Wunschtraum und ich ließ meinen Vater nicht ehe in Ruhe, bis er aus lauter Verzweiflung den Entwickler Teodoro Zeccoli bat, mich eine Runde drehen zu lassen. Wir waren auf dem Turiner Autosalon und es war die größte Emotion meines Lebens!“.