Vom Norden zum Süden des Äquators, von urbanen Rennstrecken zu afrikanischen Wüsten, Miki Biasion hat auf der Landkarte legendäre Siege markiert. Als Pilot und Abnahmeprüfer hat er seinen Namen mit dem des „Deltone“ (dt. für Lancia Delta) verbunden und diesen 1988 und 1989 zum Welterfolg geführt.
„Für uns aus Bassano del Grappa war die Rallye ein heiliger Moment. Wir kamen immer frühzeitig, um uns die besten Plätze zu sichern und warteten stundenlang auf die Autos. Dann hörten wir irgendwann das Dröhnen der Motoren. Adrenalin, Anziehung, Berufung: es ist schwer zu sagen, was ich in diesem Moment empfand, aber als ich sah, wie der großartige Sandro Munari seinen Fulvia mit weltweit einzigartiger Bravur fuhr, war ich wie verzaubert. Da wusste ich, welchen Weg ich einschlagen würde: ich wollte ein offizieller Rennfahrer des Lancia-Teams werden, um jeden Preis.
Der Marke Lancia gegenüber empfand ich immer schon eine Art Pflichtgefühl, das weit über die Sportbegeisterung hinausging. Als Profisportler steckst du 330 Tage im Jahr, 14 Stunden am Tag im Auto. Es entsteht ein wirklich inniges Verhältnis zum Fahrzeug. Durch meine Arbeit und die aller Ingenieure konnte ein Straßenauto wie der Delta in einen Rallyewagen verwandelt werden, der in der Lage war, auf allen Kontinenten zu siegen. Die sechs Weltmeistertitel in Folge waren viel mehr als eine Bestätigung. Der Delta war ein Kind, das ich großgezogen und erfolgreich gemacht hatte. Und für einen Italiener mit einem Italiener zu gewinnen, ist ein Privileg.
Nachdem ich keine Wettrennen mehr fuhr, bin ich zum Sammler von historischen Lancias geworden. Eine Folge an Ereignissen hat mich zu meinem Fulvia Safari HF geführt, dessen Symbol ein Elefantenbaby ist. Ja, auch das mit dem Elefantenbaby ist eine unglaubliche Geschichte.
„Ich war mit dem Fulvia niemals Rennen gefahren, für mich war es ein bisschen wie mit einer Frau, die du begehrst, aber nie erobern konntest. Da ich der einzige Italiener war, der eine Safari-Rallye gewonnen hatte, suchte ich einen Fulvia, der mich an diesen Namen erinnerte. Ich erfuhr, dass Lancia 1976 eine limitierte Serie Fulviettas mit dem Namen Safari, in Spezialfarben und mit Sonderrädern gebaut hatte. Ich schaffte es, nur ein einziges Exemplar ausfindig zu machen, und kontaktierte den Eigentümer. Aber das Auto stand nicht nur nicht zum Verkauf, es handelte sich zudem um sein Hochzeitsauto. Seine Frau wollte es auf keinen Fall hergeben und auch er selbst war äußerst skeptisch. Dann sagte er mir etwas, das ich nie vergessen werde: Ich werde dieses Auto niemals verkaufen, es sei denn an dich. Und hier ist es also: mit immer noch brillanten Leistungen, wunderbarer Lenkbarkeit und optimaler Kurvenlage. Es ist ein Fahrzeug mit 1300 cm3 und einer Leistung von ca. 100 PS, natürlich mit Vorderantrieb. Um es auf seine Höchstleistung zu bringen, braucht man eine gute Körperbeherrschung und das Lenkrad ganz an der Vorderachse, so dass Motorik und Straßenverlauf gut kontrollierbar sind. Als ich anfing, das Auto zu fahren, stellte ich fest, dass Munari wirklich gut war, denn der Fulvia ist ein 40 Jahre altes Auto mit unzähligen Vorzügen, aber in bestimmten Situationen nur schwer kontrollierbar. Der Vorderantrieb verursacht eine gewisse Verzögerung beim Einfahren in die Kurve. Man muss sehr schnell sein, gleichzeitig aber auf die Bremse treten. Früher nutze man Fußspitze-Ferse, dann übernahm Munari eine aus dem Norden stammende Technik, bei der man mit dem linken Fuß bremste.
Der Motor bleibt auf hoher Drehzahl, und gleichzeitig gewinnt man mehr Kontrolle über die Straßenlage. Da es sich um eine unnatürliche Bewegung handelt, muss man ein optimales Fußgefühl entwickeln. Ich denke, dass ein Auto wie der Fulvia Safari HF die Aufmerksamkeit des Services für klassische Lancias verdient, daher habe ich mich entschieden, ihn zertifizieren zu lassen. Der Service von FCA Heritage ist eine Art Belohnung und Garantie für Autoliebhaber, die ihre Fahrzeuge immer sorgfältig gepflegt haben. Um die Metapher der „zu erobernden“ Auserwählten noch einmal aufzugreifen, steht für mich fest, dass das Verhältnis zum eigenen Auto einer Liebesgeschichte gleicht, die im Laufe der Zeit gepflegt und genährt werden muss. Immer, und mit Leidenschaft. Und genau dieselbe Leidenschaft habe ich bei denen gespürt, die in den Werkstätten für klassische Fahrzeuge arbeiten: das Echtheitszertifikat ist nicht nur einfach ein Dokument, sondern die Anerkennung eines Wertes, der über den materiellen Wert des Fahrzeugs weit hinausreicht.
Und das Elefantenbaby? Ach ja, das Elefantenbaby. Seit 19 Jahren versuchte die Fiat Gruppe die berühmte East African Safari Rally zu gewinnen, jedoch ohne Erfolg. Während einer Erkundungstour im Jahr 1988-89 an den Grenzen zu Somalia stürzte sich ein Stammesfürst hilfesuchend mitten auf die Straße. Ein Elefantenbaby hatte sich im Sumpf verfangen und drohte ausgedörrt zu sterben. Ich rief über Funk den Pannendienst, wir seilten den Elefanten an und banden ihn an die Delta Martini, an meinen und den von Recalde. Wir brauchten 4 Stunden, um das Tier aus dem Sumpf zu ziehen, aber schließlich gelang es uns, ihm das Leben zu retten. Der Vorfall brachte wahrscheinlich entschieden Glück, denn ich errang den Sieg bei der Safari-Rallye in zwei Folgejahren.