Der Fiat 127 entstand aus dem innovativen Konstruktionsschema des 128: Frontmotor und -antrieb, Vierrad-Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen vorne. Bevor beide Autos in Produktion gingen, erprobte Fiat die neue Architektur am Primula, der unter der Marke Autobianchi lief.
Die Transformation von Fiat-Kleinwagen in moderne Automobile setzte gegen Mitte der 1960er Jahre ein und begann eher leise. Bis dahin, und noch einige Jahre lang, waren die Kleinwagen 500, 600 und 850 durch eine traditionelle technische Architektur gekennzeichnet, nämlich mit Motor und Antrieb im Heck des Wagens. Das Konstruktionsschema, das Motor und Vorderradantrieb kombiniert, setzte sich bei den Herstellern durch. In Italien war es der Ingenieur Antonio Fessia, der es 1960 beim innovativen Lancia Flavia einführte.
Die technische Leitung von Fiat drängte zu dieser Neuerung, während die Manager befürchteten, dass irgendein unvorhersehbares technisches Problem die Marke in Misskredit bringen könnte: Die Fallstricke eines derart großen Schrittes schreckten sie sowohl aus industrieller Sicht als auch hinsichtlich eines möglichen Prestigeschadens für das Unternehmen ab. So wurde 1964 mit dem Autobianchi Primula das erste Auto mit Frontmotor und Antrieb in der Fiat-Galaxie als „Wegbereiter“ auf den Markt gebracht. Nachdem alle Zweifel ausgeräumt waren, wurde 1968 der innovative Fiat 128 präsentiert. Ein Mittelklassewagen, der den glorreichen 1100 erst flankierte und später ablöste. Neben dem Front-Motor und dem Vorderradantrieb verfügt er über eine moderne Vierrad-Einzelradaufhängung und effiziente Scheibenbremsen vorne.
1971 war die Zeit reif für die Präsentation dieses Erben des 850 in der Öffentlichkeit. Der Fiat 127 entstand, indem er die herausragende Technik des 128 übernahm: Quermotor gekoppelt mit Frontantrieb, Vierrad-Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen vorne. Der Motor, der sich vorne befand, war der 903-cm³-Vierzylinder, mit dem auch der 850 Sport Coupé ausgestattet war. Bei etwas geringerer Leistung als letzterer erwies er sich als robust, effizient und brillant, was u.a. zur Reduzierung des Verbrauchs beitrug.
Der große Erfolg des Fiat 127 war nicht nur auf technische Innovationen zurückzuführen: Auch das Design von Pio Manzù bot moderne Linien und Lösungen wie mehr Platz im hellen Fahrgastraum und im großen Kofferraum. Aufgeteilt in drei Serien und produziert in vielen Ländern, von Spanien bis Südamerika, nahm der 127 zwanzig Jahre lang eine entscheidende Rolle in der Welt ein.
Ähnlich wie der 128 bei Fiat den Weg für den Frontantrieb ebnete, so führte der 127 die Innovation ein, externe Mitarbeiter im Design einzusetzen. Es war der Leiter des Centro Stile Fiat Dante Giacosa, der die Turiner Geschäftsführung von der Richtigkeit der Wahl überzeugte. Das bahnbrechende Design des neuen Fiat-Nutzfahrzeugs stammte von dem Designer Pio Manzù, der Giacosa bereits mit seinen innovativen Vorschlägen für das Fiat City Taxibeeindruckt hatte. Manzù entwarf eine Schräghecklimousine mit einer nur etwas größeren Grundfläche als der bisherige 850, aber mit einem besonders geräumigen und hellen Innenraum. Das neue technische Layout bot mehr Platz, mit vier bequemen Sitzen und einem größeren Kofferraum, auch für das Reserverad im Motorraum. Neben der Funktionalität verlieh Manzù dem 127 einen originellen Stil, der sich in innovativen Lösungen wie der die Kotflügel teilweise umschließenden Motorhaube mit „Clamshell"-Design und den rechteckigen Scheinwerfern, einer weiteren Fiat-Premiere, ausdrückte.
Öffentlichkeit und Branchenkenner erklärten ihn sofort zum großen Erfolg. Im Jahr nach seiner Einführung wurde auch der 127 zum Auto des Jahres gewählt, ebenso wie sein großer Bruder, der 128: gerade als die dreitürige Version auf dem Genfer Autosalon debütierte. Durch das Ersetzen der hinteren Motorhaube durch eine große Heckklappe einschließlich Heckscheibe wurde der 127 im wahren Sinne des Wortes zum Schrägheck. Die umklappbare Rücksitzlehne vergrößerte die Ladekapazität erheblich und machte diesen neuen Fiat noch moderner.
Auf dem Kleinwagenmarkt spielte der Fiat 127 nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland eine große Rolle. Ebenfalls unterstrichen werden sollte die kommerzielle Komponente, in der die beiden „Cousins", der Fiat 127 und der Autobianchi A112, einander ergänzten. Technisch ähnlich, unterschieden sie sich darin, dass der Fiat größer und der A112 minutiöser, raffinierter und eleganter ausgestattet war. Die beiden eng verwandten Kleinwagen konnten sich das wichtigste Marktsegment, insbesondere das italienische, gut teilen: der 127 profilierte sich nach dem 600 als das perfekte Familienauto, während der A112 eher für junge Leute und emanzipierte Frauen attraktiv und ebenfalls eine perfekte Lösung als „Zweitwagen" wurde.
1974 kam der 127 Special heraus, raffinierter im Innenraum und mit einer gestylteren Karosserie. Sein Kühlergrill hatte ein neues Design, und die Stoßstangen waren mit einem Gummiprofil versehen. An den Seiten befanden sich Stahlleisten mit Gummieinlagen – zur Unterstreichung der Linienführung und zum Schutz der Karosserie. Im Innenraum wurden das Lenkrad und das gesamte Armaturenbrett verändert und mit gepflegten Verkleidungen versehen. Auf der Funktionsebene punkteten das Rückfahrlicht, die elektrische Scheibenwaschanlage, die Intervallwischer und das zweistufige Gebläse.
Im Juli 1976 tauchte in den italienischen Preislisten auch eine viertürige Version auf der Basis des „Special“ auf, die von der spanischen Seat produziert wurde, welche unter Lizenz Fiat-Fahrzeuge herstellte.
1977 debütierte die zweite Serie des 127 mit einigen Neuerungen, die seine Linienführung noch moderner machten: Verändert wurden Motorhaube, Kühlergrill, Front- und Rückleuchten, Stoßfänger; die hintere Seitenscheibe wurde der vorderen angeglichen. Nach dem Erfolg der Special-Version verbesserte sich ebenfalls die Innenausstattung mit verschiedenen Ausstattungsvarianten, und aus der Zusammenarbeit mit Seat kamen auch die 4- und 5-türigen Versionen hinzu. Zu dem glorreichen 903-ccm-Motor gesellte sich ein 50 PS starker 1050-ccm, der aus den Fiat-Werken in Brasilien stammt. 1978 debütierte der Fiat 127 Sport, dessen 1050-ccm-Motor auf 70 PS gesteigert wurde. Der Wagen mit dem sportlichen Look schöpfte aus dem bemerkenswerten Erfolg seines Cousins Autobianchi A112 Abarth: Was ihn auszeichnet, sind „düstere" Farben von Orange bis Schwarz, zwei Kunststoffspoiler - unter der vorderen Stoßstange und am Dachende - sowie sportliches Design bei Lenkrad, Armaturenbrett und Sitzen.
Zu Anfang der achtziger Jahre produzierte Fiat in seinen brasilianischen Werken den 127 Rustica, das Familienauto Panorama und das kompakte Nutzfahrzeug Fiorino in ihren Versionen für den lokalen Markt: eher spartanisch und verstärkt, um sich an die Straßen Südamerikas anzupassen. Und dann wurden diese Fahrzeuge auch nach Europa importiert. Auf der gleichen Karosserie wurde nun ein kleiner 1300-Dieselmotor mit 45 PS montiert.
Der große Erfolg des Fiat Ritmo, der Anfang der achtziger Jahre den Platz des 128 einnahm, beeinflusste die stilistischen Aspekte der dritten Serie. Diese machte bei den umlaufenden Stoßfängern, die auch die Scheinwerfer umgaben, sowie bei den neuen Seitenprotektoren ausgiebig von Kunstharz Gebrauch. An der technischen Front vergrößerte sich der Motor des Sport an Hubraum und Leistung (1300 cmm und 75 PS), während ein 5-Gang-Getriebe für einige Versionen erschien. Sein europäischer Lebenszyklus endete 1987: Der 127 war sechs Jahre in Folge, von 1973 bis 1978, das meistverkaufte Auto in Europa. Man könnte sagen, dass der Erfolg des 127 mit fast 8 Millionen produzierten Autos weltweit bis Anfang der 1990er Jahre so groß war, dass er Fiat dazu veranlasste, gleich zwei Autos zu entwickeln, die ihn ersetzen sollten: den vielseitigen Panda und den innovativen Uno, die beide zu Bestsellern wurden.