Am Gran Premio Nuvolari 2017 nimmt FCA Heritage mit einer Lancia Aurelia B20 teil. Roberto Giolito, verantwortlich für die Abteilung FCA Heritage, hat Daniele Audetto an seiner Seite, der - nachdem er viele andere Rollen in der Welt des Automobilsports bekleidet hat, nun zu seiner Ursprungsrolle als Co-Pilot zurückkehrt.
Vom „Beifahrersitz“ zur Leitung der Rennsportabteilung bei Lancia, wie kam es zu diesem Rollenwechsel?
Dazu muss man sagen, dass ich - wie so oft in der Zeit damals - auf dem Beifahrersitz, also dem des Co-Piloten, gelandet bin, nachdem ich auf dem Fahrersitz gesessen habe als Pilot. Und oft ist es so, dass die Co-Piloten eben durch ihren Job meist noch leidenschaftlicher bei der Sache sind als die Piloten selbst, die vielleicht berühmter sind und unmittelbarer und direkter profitieren. Damals hatte der Co-Pilot viel mehr Verantwortung als er es heute hat, vor allem in der Durchführung eines Rennens - die lag eher auf seinen Schultern. Ich habe in dieser Rolle meinen richtigen Platz gefunden.
Der Wechsel in die Rolle des Leiters der Rennsportabteilung geschah fast auf natürliche Art und Weise: 1971 zwangen mich die physischen Nachwirkungen eines Unfalls dazu, Cesare Fiorio (der damals diese Rolle innehatte) zu bitten, dass ich kürzer treten kann. Er war damals gerade zum Chef der Marketing-Abteilung ernannt worden und brauchte jemanden Kompetenten und Fähigen, der mit ihm mitlief, um ihn zu vertreten: Wir fanden also eine Verbindung zwischen diesen beiden Bedürfnissen.
Aus deiner Zeit bei Lancia als Co-Pilot und als Leiter der Rennsportabteilung: Was ist deine interessanteste und bedeutungsvollste Erinnerung?
Sicher die drei gewonnenen Weltmeisterschaften, die erste mit der Fulvia ‘72, die schwierigste, und dann die zwei mit der Stratos: Da steckte eine enorme Arbeit drin, was Entwicklung, Überarbeitung und Organisation angeht. Sandro Munari und die Ingenieure Dallara und Mike Parkes hatten entscheidenden Einfluss darauf, dass die Stratos unschlagbar wurde.
Während meine wertvollste Erinnerung als Co-Pilot die „Begleitung“ von Munari beim Sieg der Ost-Alpen-Rally war, bei seiner Rückkehr in die Rennen nach dem schrecklichen Unfall bei der Rally von Montecarlo, wo sein Co-Pilot Lombardini starb.
Aus der Welt der Rallys zur Formel 1 - der Übergang wird nicht so leicht gewesen sein. Erzählst du uns, wie es dazu kam?
Der Commendatore Ferrari wollte mich schon seit 1973, aber die Leitung von Lancia hat ihr Veto eingelegt, bis sie mich dann doch „leihweise“ hergaben, um den Leiter der Rennsportabteilung Montezemolo zu ersetzen, der in der Zwischenzeit zum Leiter der Außenhandelsbeziehungen der gesamten Fiat-Gruppe aufgestiegen war. 1976 in Maranello war dann ein kompliziertes Jahr: Außer der schwierigen Koordination von zwei Rennfahrern wie Regazzoni und Lauda kam es dann zu dem schrecklichen Unfall von Niki am Nürburgring, der die Saison prägte; die Weltmeisterschaft der Pioten haben wir um einen Punkt verpasst, aber wir gewannen den Marken-Wettkampf. Für den Commendatore zu arbeiten, war eine ganz besondere Erfahrung und auch der Umgang mit einem Genie wie Forghieri hat Spuren hinterlassen: Wenn du für Ferrari arbeitest, dann trägst du das Pferd dein Leben lang im Herzen.
Genau, denn kurz darauf wollten sie dich in Turin zurück...
Tatsächlich wurde ich 1977 mit dem Verkaufsstart des neuen 131 nach Turin zurückgerufen als Sportdirektor von Fiat-Abarth, mit der präzisen Aufgabe, die Rally-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Das Ergebnis erzielte ich beim „ersten Versuch“ dank eines fantastischen Fahrzeugs, dem 131 Rally, der von Abarth entwickelt worden war unter der Aufsicht von Giorgio Pianta, einem Team von außergewöhnlichen Mechanikern und mit einem der besten Piloten der Welt. 1977 hatten Fiat und Lancia noch zwei getrennte und eigenständige Rennsportabteilungen, die dann 1978 zusammengelegt wurden zur ASA-Vereinigung (Attività Sportive Automobilistiche).
Die drei Siege bei den Rally-Weltmeisterschaften mit einem Fahrzeug wie dem 131, der als „Familienfahrzeug“ entwickelt worden war und dann in einen erfolgreichen Rennsportwagen umgewandelt wurde, waren eine große Befriedigung für mich.
Du hast lange Zeit in der Welt der Formel 1 gearbeitet. Woran erinnerst du dich aus dieser Zeit und was denkst du heute über die Formel 1?
Ich habe sowohl die „romantische“ Zeit der Formel 1 noch erlebt mit weitaus geringeren Mitteln und einfacherer Technologie als heute, mit Piloten, die echte „Risiko-Ritter“ waren, mit viel gefährlicheren Autos, als auch die Zeit der Spitzentechnologie und der Super-Sicherheit. Gut - ich muss sagen, dass in der ersten Zeit mehr Leidenschaft zu spüren war, die Rennfahrer waren wichtiger, man konnte auch mit einem minderwertigeren Fahrzeug gewinnen; heute kannst du, auch wenn du brilliant bist, ohne ein wettbewerbsfähiges Fahrzeug nicht viel machen, seht euch das Beispiel von Alonso an. Und dann gibt es viel zu viel Technologie, die Fahrer werden scheinbar von den Boxen ferngesteuert, fast ist der Ingenieur, der Stratege wichtiger als der Pilot und das ist nicht in Ordnung, denn ich denke, die wirklich guten Piloten wollen mehr Autonomie, dann würde es ihnen mehr Spaß machen und auch die anderen hätten mehr Spaß dabei.